So, Ihr Lieben, endlich habe ich ein bisschen Zeit Seit dieser Woche arbeite ich als Krankheitsvertretung für einen Kollegen in Lahr, 120 km away from home. Das heißt den ganzen Tag Zeitung machen - von Berichte schreiben, Termine wahrnehmen und Seiten bauen. Ihr werdet verstehen, dass ich kaum Zeit und - spätabends - Lust habe, noch etwas privat in meinen Blog zu schreiben.
Daher habe ich etwas "lieblos" die Geschichte der Familie Mund online gestellt. Dabei hatte ich viel Spaß mit dem Ehepaar auf seinem Hausboot, mit dem sich vor allem der "Hausherr" einen Traum erfüllt hat. Aber das könnt Ihr in der folgenden Geschichte alles selber lesen...
Ich werde in Zukunft versuchen, Euch in loser Folge mit solchen "Besuchen" bei Menschen, die etwas interessantes machen, zu erfreuen.
Wenn es klappt und meine Springertätigkeit in Lahr beendet ist, werde ich endlich der Wohngemeinschaft gegenüber (von meinem Mac) aus gesehen, einen Besuch abstatten.Die Frage nach dem ausgewachsenen Bären in einem normalen Wohnhaus ist noch nicht beantwortet. Nur soviel habe ich rausbekommen, dass seine Besitzerin eine Tierärztin ist...
Weiteres folgt demnächst.
Jetzt wünsche ich Euch aber erstmal viel Spaß mit Familie Mund auf ihrem Hausboot.
Manchmal kann es passieren, dass es einigen Gästen von Elke und Klaus Mund schlecht wird. Besonders dann, wenn der Hausherr den Motor im »Keller« anwirft und das sanfte Schaukeln unter den Füßen zu einem heftigen Schlingern und Stampfen wird, die Schwindel und Brechreiz – kurz die typischen Anzeichen einer Seekrankheit – auslösen können. Denn das Zuhause der Munds liegt nicht auf dem festen Land, sondern im Hafen der Karcher-Werft in Freistett vor Anker. Die Familie wohnt seit knapp einem Jahr an Bord eines alten Lotsenschiffes, das 1928 vom Stapel lief. »Eine unserer beiden Töchter wird immer seekrank, wenn sie uns besucht. Daher kommt sie leider nicht so oft bei uns vorbei, wie wir es uns wünschen«, bedauert Mutter Elke Mund. »Eine D-Mark habe ich vor dreizehn Jahren für den alten Kahn gezahlt«, erinnert sich ihr Mann. Aus Hamburg stammte der heruntergekommene Hafenschlepper namens Moorfleth, der jetzt im Hanauerland im Wasser dümpelt. »Bis das Schiff so dalag wie heute, musste ich rund 25.000 Euro für Aluminium, Stahl und Holz investieren.« Klaus, der mit seinem Dreitage-Bart und dem goldenen Ring im linken Ohrläppchen wie ein gestandener Seebär aussieht, hat alles selbst entworfen und gebaut und aus dem schrottreifen Rumpf ein respektables Einfamilienhaus von 55 Quadratmeter Größe gemacht. »Das hätte keine Firma für diesen Preis machen können«, ist der Handwerker überzeugt. Besichtigungstour Ganz die stolzen Eigenheimbesitzer führt das Ehepaar durch das Schiff, nachdem der Besuch vorher die Schuhe ausgezogen hat und in Filzschlappen für Gäste geschlüpft ist. Die Zwei präsentieren das asymetrische Doppelbett und den Schrank im Schlafzimmer, die exakt an die räumlichen Gegebenheiten des konkav zulaufenden Hecks angepasst sind. Auch Dusche, Toilette, Satellitenschüssel, Stromanschluss und Warmwasser fehlen nicht. Doch der absolute Höhepunkt der Besichtigungstour auf Leihlatschen ist die Küche. Sie ist das Herz im Bauch des Schiffes, der Lebensmittelpunkt. Hier steht, liegt oder hängt alles an seinem Platz. Kein Fleckchen ist ungenutzt. »Meine Frau kocht und backt jeden Tag. Daher habe ich ihr den Wunsch nach einer Einbauküche gerne erfüllt.« Elke zuliebe erfolgte auch der Wechsel vom Festland auf das Hausboot, denn seit sieben Jahren leidet die 56-Jährige an Asthma. »So entstand in uns der Wunsch, aufs Schiff zu ziehen«, erzählt der Mann, der bis im November 2009 im Epilepsiezentrum Kork gearbeitet hat. »Schließlich heißt es doch, dass Seeluft der Lunge gut tut.« Nach Klaus’ Pensionierung und der Fertigstellung des Kahns erfüllten sich die Munds diesen Traum, und Elke geht es tatsächlich besser. Morgens frühstückt das Paar gemeinsam. Dann verschwindet Klaus im Motorraum, wo es immer etwas zu reparieren gibt, während Elke auf dem Boot klar Schiff macht. »Aber wenn einmal nichts zu tun ist, ziehe ich mich auf das Dach des Steuerhauses zurück und genieße die Sonne oder schaue bei den Blumen und Kräutern im Vorgarten nach dem Rechten«, sagt die ehemalige Servicekraft und zeigt auf den Inhalt der Pflanzen- töpfe, der auf dem spitzzulaufenden Bug und dem Bootssteg die letzten warmen Herbstsonnenstrahlen tankt. So ein Hausboot hat ja auch etwas ganz Spezielles. Man ist immer ein bisschen in Bewegung, und selbst wenn das Boot fest vertäut am Ufer liegt, birgt es doch stets noch die Möglichkeit des Reisens in sich. Diese Beobachtung können die Munds nur bestätigen. Für sie ist das Leben auf dem Wasser »einfach schön«, fasst Klaus den tolle Zusammenhalt der Marina-Bewohner sowie das unbeschreibliche Gefühl von Unabhängigkeit und Sorglosigkeit zusammen. »Man kann jederzeit einfach wegfahren – ohne Koffer packen zu müssen!« Hoch in den Norden Doch da die Nachbarn so nach und nach die angrenzenden Boote verlassen haben, denken Munds immer häufiger daran, den Anker zu lichten und den mächtigen Motor im Rumpf, der den 30-Tonnen-Kahn bewegt, zu starten. »Holland oder Ostfriesland ist unser Ding. Vielleicht gehen wir dort auch für immer vor Land.« Sagt Klaus, und die Augen des 60-Jährigen, der seines Wissens nach keinen Seefahrer unter den Ahnen hat, leuchten.