„Hilfe, ich brauche ganz dringend ein Präsent für meine Frau zum Hochzeitstag!“ oder „Was schenke ich nur dem Schwiegervater zu Weihnachten, der hat doch schon alles?“ Meral Magis schmunzelt. „Diese Sätze höre ich immer wieder. Meistens sind diese Kunden auf der Suche nach einer ganz besonderen Geschenkidee. Und da komme ich als Personal Shopper ins Spiel."
Bei meiner Recherche zum Thema Geschenke-Shopping bin ich auf Meral Magis aus Baden-Baden gestoßen. Ihre Kunden haben mir begeistert erzählt, dass die Dame treffsicher Präsente mit der besonderen Note findet. Das macht mich neugierig, und so besuche ich die quirlige Frau mit den langen dunklen Haaren in ihrem Designstudio am Marktplatz 5 in Baden-Baden.
„Die Kunden wollen in erster Linie, dass der Beschenkte merkt, dass man sich wirklich Gedanken gemacht hat,“ erzählt sie. Wer aber keine Lust oder Zeit hat, sich durch Zeitschriften und Kataloge zu wühlen, Freunde um Rat zu fragen oder durch die Stadt zu bummeln, um seinen Lieben einen Herzenswunsch zu erfüllen, ist bei dem „Allround-Erledigungsobjekt“, wie sich die 42-Jährigne selbst scherzhaft bezeichnet, an der richtigen Stelle.
Eigentlich verkauft die gelernte Mode-Designerin in ihrer kleinen Boutique eine breit gefächerte Auswahl von klassischen bis unartigen Westen. „Alle selbst entworfen“, beteuert die Mutter eines zehnjährigen Sohnes. „Weil nichts der weiblichen Figur besser schmeichelt“, ist sie überzeugt. „Aber so nach und nach hat sich bei meinen Kunden herumgesprochen, dass es bei mir nicht nur ausgefallene Kleidungsstücke, sondern auch die besten Einkaufstipps gratis gibt.
Die Frau mit den türkischen Wurzeln, die in Straßburg wohnt, ein Geschäft in Baden-Baden betreibt und einen Mann hat, der in Freiburg arbeitet, kennt die besten Adressen im Umkreis dieser Städte. Doch nur bei der Beratung blieb es irgendwann nicht mehr. „Vor drei Jahren ließ sich eine Kundin komplett von mir einkleiden, alles passend zur Weste, die sie bei mir gekauft hat“, erinnert sich Magis. „Später kam eine Freundin von ihr mit der gleichen Bitte zu mir.“ Da sich dieser spezielle Service ziemlich schnell herumgesprochen hat, machte die gebürtige Badnerin mit dem exotischen Namen aus der Not eine Tugend. Nun berät sie ihre Kunden in Stilfragen und unterstützen sie bei der Suche nach dem passenden Outfit. „Personal Shopping ist eine Dienstleistung, die in Amerika schon lange gang und gäbe ist“, erklärt die 42-Jährige. „In Deutschland steckt diese Idee aber noch in den Kinderschuhen.“
Doch die Modeberaterin geht noch einen Schritt weiter.“ Sie hilft nicht nur bei der Auswahl der Garderobe, sie besorgt auch Geschenke. Kann ich auch auf den letzten Drücker kommen", will ich wissen. „Naja, ganz so spät sollten die Kunden nicht dran sein, wenn sie Hilfe brauchen“, schränkt die Modefachfrau ein. Etwa eine Woche vor dem Termin sollten die individuellen Vorlieben des zu Beschenkenden sowie der finanzielle Rahmen geklärt sein.
Die zum Teil detektivische Suche von Meral Magis beginnt bereits ab 100 Euro. Der Kunde zahlt im voraus. Was darüber hinausgeht, wird als Spesen abgerechnet. Bei der Shopping-Tour scheidet das Internet als Bezugsquelle aus. Magis Credo lautet: „Ich muss vorher eine Sache angefaßt haben, bevor ich mich dafür entscheide.“ Hat sie ein Präsent ergattert, verpackt sie es liebevoll. Nicht ohne es vorher fotografiert zu haben. „Damit der Kunde sieht, was er verschenkt.“ Ihre Trefferquote, was den Geschmack des zu Beschenkenden betrifft, ist hoch. „Ich hatte bislang noch keine einzige Reklamation!“ Und die Liste ihrer Geschenkvorschläge ist lang: Eintrittskarten für eine angesagte Club-Lounge, Tickets für eine Frachtschiffreise, ausgefallene Gewürze und Öle für den Hobbykoch, Hello-Kitty-Wecker für junge Mädchen, Gutscheine für Haar-Tattoos oder ein Festtags-Styling, Medaillen für die beste Ehefrau von allen, Skulpturen in Engelsform, aus Holz geschnitzte Pfeffermühlenunikate, von Magis selbst entworfene Westen...
„Es gibt viel mehr schöne Dinge als das obligatorische Parfüm oder die Krawatte“, sagt der Modeprofi und lächelt verschmitzt. „Man muss nur wissen, wo man suchen soll.“