Alles hat ein Ende, leider auch die Zeit der Weihnachtsmärkte. Allerorts haben die Buden der meisten Märkte ihre Läden hochgeklappt, die Lichterketten gekappt, Glühwein und gebrannte Mandeln eingepackt. Schade eigentlich, denn gerade jetzt während den freien Tagen, wenn man eigentlich Zeit zur Besinnung und zum Bummeln mit seinen Lieben hat, sind unsere Marktplätze wieder verödet und liegen in Dunkelheit. Dabei wäre das doch so eine tolle Sache, könnte man sich nach der ganzen Feierei von der Tafel erheben und sich in der anheimelnden Atmospähre die Beine vertreten. Am besten noch Freunde treffen, die die gleiche Idee hatten, und sich bei Glühwein über Geschenke und Familienanekdoten austauschen.
Doch zumindest in Pforzheim gibt es einen Hoffnungsschimmer, wenigstens noch bis zum 28. Dezember. Unterhalb der Barfüßerkirche auf dem Blumenhof gastiert ein Weihnachtsmarkt, wie er vor etwa 700 Jahren hätte aussehen können.
Das Tollste daran: Hier kann man nicht nur Handwerkern wie Waffenschmied, Kerzenzieher oder Steinmetz über die Schulter schauen oder sich von Feuershows und Kunststücken der Gaukler begeistern lassen. Hier ist auch das Heimelige und Wunderbare, was früher einmal einen Weihnachtsmarkt ausgezeichnet hat, nicht völlig verschwunden.
Nun ja ganz so still ist es auch hier nicht, aber die Atmosphäre ist völlig anders. Keine Hektik, kein Geschiebe wie eine Parallelstraße weiter (Pforzheims Einkaufsmeile) und keine 20 verschiedene Weihnachtslieder auf 10 Quadratmetern Raum. Man kann richtig beobachten, wie die Besucher ihr Tempo schon am Eingang drosseln. Selbst das Licht wirkt gedämpfter dank zahlreicher Fackeln und Feuerstellen. Die großen Straßenlaternen sind von der Stadt mit Tüchern abgedeckt worden. Ja es gibt hier viel zu sehen.
Für die Verpflegung ist auch gesorgt, man kann sogar zusehen, wie die Speisen hergestellt werden. Alles ist frisch zubereitet. Da wartet man doch gerne etwas länger darauf, vor allem wenn man mit den gut gelaunten Nachbarn vorne oder hinten in der Schlange ins Gespräch kommt. Zur großen Gaudi der Jüngsten kommen heiße Waffeln über den Drachenbalken angerutscht. Und wer sein köstliches Essen erst mal in den Händen hat, lässt sich gemütlich auf den Holzbänken nieder, wärmt sich an den Lagerfeuern und beobachtet das bunte Treiben.
Für die Großen gibt es heißen Met, eine willkommen Abwechslung zum sonst üblichen Glühwein. Da fühlt man sich doch wie der Göttervater Odin persönlich. So manchen der Zeitreisenden hat dann der Übermut gepackt und er seine Treffsicherheit mit Pfeil und Bogen mehr oder weniger gekonnt unter Beweis gestellt. Aber auch für die Jungen und Mädchen ist es spannend, wie einst Robin Hood auf die geflochtene Scheibe zu zielen. Für die Allerkleinsten gibt es ein Kinderkarussell, das – wie es sich stilecht gehört – mit reinster Muskelkraft angetrieben wird.
Natürlich fehlt es auch nicht an den heute doch so wichtigen “Show-Acts”. Jeden Tag gab es hier viel zu erleben. Ständig sind Gaukler und Artisten unterwegs. Manche in halsbrecherischen Unternehmen, sei es mit meterhohen Stelzenläufen bei Schnee und Eis wie die Hexe Wandala oder in den berühmten Feuershows mit Loco Eichi und dem verrückten Oscar mit seinen dummen Sprüchen und dem losen Mundwerk. Gespannt und gebannt steht das Publikum vor der Bühne, und nicht selten wird der einer oder die andere in die Shows mit eingebunden.
Besonders die Kinder haben einen Riesenspaß daran, plötzlich auf der Bühne zu stehen. Für manch eine Kindergartengruppe, die hier “nur mal vorbeischauen” will, wird spontan eine Show aufgerollt und die Minis mit ins Geschehen eingebunden. Denn diese Gaukler und Akrobaten haben ihren pädagogischen Auftrag nicht vergessen. Zu all dem quirligen, bunten Treiben ist kein musikalischer Einheitsbrei zu hören, sondern stimmungsvolle Balladen aus alten Zeiten, live gespielt von verschiedenen historischen Gruppen. Manchmal kraftvoll, manchmal gefühlvoll, aber immer fesselnd und mitreißend.