Archive für den Monat: Dezember 2014
Holy.Shit.Shopping
In Stuttgart geht's am Samstag von 12 bis 22 Uhr in die Phoenixhalle, Naststraße 43 - 45, 70376 Stuttgart. Am Sonntag kann dort von 12 bis 20 Uhr geshoppt werden.
Landmänner backen Vanillekipferl
Willstätter Landmänner backen Vanillekipferl und andere Weihnachtsplätzchen
Alle Jahre wieder zieht es die Kerls aus Willstätt in die Backstube von Rüdiger Benz, werfen die Knetmaschine an, stäuben mit Mehl, pudern mit Zucker und heizen den Ofen ein. Es ist kurz vor Weihnachte, und die Willstätter Landmänner wollen ihre Frauen und Kinder mit traditionellen Wiihnachtsbreedle beglücken. Bereits zum fünften Mal treffen sie sich zum Backen. Um der weiblichen Übermacht am Backblech Paroli zu bieten, wie sie sagen. Ob es zehn oder elf Sorten der Breedle gibt, darüber sind sie sich uneins, und einigen sich kurzerhand auf „halb elf“ - falls ebbes schief geht. Mit 32 Kilo Kleingebäck rechnen sie, die Backstube verlassen zu können. Einen Teil spenden sie der Bürgerstiftung Willstätt, der Rest ist Eigenbedarf.
Männer stoßen in Frauen-Domäne vor
Weil es landauf, landab nur Landfrauen gibt, haben es die Landmänner zu lokaler Berühmtheit gebracht. Rundfunk, Magazine und auch das Fernsehen haben schon bei ihnen vorbei geschaut. Nun könnte der gesamtgemeindliche Zusammenschluss sogar zum Markenzeichen von Willstätt werden werden - rechtzeitig zum Jubiläum des erfolgten Zusammenschluss der Ortsteile im Zuge der Gemeindereform vor 40 Jahren. Dafür will Bürgermeister Marco Steffens eigens ein paar einheitliche Backschürzen springen lassen - natürlich mit aufgedrucktem Willstätt-Logo. Damit können die Männer als „gelebte Gesamtgemeinde“, wie es der Schultes formuliert, auf dem zu erwartenden Fest backenderweise in Erscheinung treten.
32 Kilo Kleingebäck bringen die Kerls zustande
Auch die anderen Unternehmungen der Willstätter Landmänner drehen sich auffallend oft ums leibliche Wohl, ob Fleischwurst-Seminar, Essigverkostung oder das allfrühjährliche Saukopfessen. Stolz sind die Mannsbilder, dass aus jedem Ortsteil mindestens einer dabei ist – selbst einen Elsässer haben sie in ihren Reihen aufgenommen. Ebenso stolz sind sie darauf, dass sie allein auf weiter Flur sind: „Unseres Wissens gibt es nirgendwo andere Landmänner“, so Roland Göppert. „Und wenn, dann haben sie es uns nachgemacht.“ Inzwischen hat es der Landfrauen-Gegenentwurf zur lokalen Berühmtheit gebracht, selbst das Fernsehen hat schon angefragt, ob man die backenden Landmänner mal auf Zelluloid bannen dürfe. Im letzten Jahr haben sie mit 32 Kilo Kleingebäck die Backstube verlassen, auch diesmal wird der Ertrag hoch ähnlich sein. Einen Teil spenden sie der Bürgerstiftung Willstätt, der Rest ist Eigenbedarf.
Einheitliche Küchenschürzen als Erkennungszeichen
Der Bürgermeister ist so begeistert von den gemeinschaftlich backenden Gemeindemitgliedern aus allen Ortsteilen, dass er spontan verkündet, einheitliche Backschürzen sponsern zu wollen – natürlich mit aufgedrucktem Willstätt-Logo. Damit könnten die Landmänner zu einem Willstätter Markenzeichen avancieren. Das nächste Jahr bietet der Gemeinde einen veritablen Grund, sich selbst zu feiern: 40 Jahre ist dann der im Zuge der Gemeindereform erfolgte Zusammenschluss der Ortsteile her. Damit können die Männer als „gelebte Gesamtgemeinde“, wie es der Schultes formuliert, könnten sie auf dem zu erwartenden Fest backenderweise in Erscheinung treten.
Vanillekipferl (nach Landmänner Art)
Für ca. 60 Stück:
200 g weiche Butter
200 g uderzucker
3 Pck. Bourbon-Vanillezucker
1 Ei (Gr. S)
180 g Mehl
200 g gemahlene Mandeln
1 EL abger. Bio-Zitronenschale
50 g Zucker
Zubereitung:
Butter, 75 g Puderzucker und 2 Pck. Vanillezucker cremig rühren. Ei, Mehl, Mandeln, Zitronenschale und eventuell etwas kaltes Wasser kurz unterrühren. Den Teig zu Rollen mit ca. 4 cm Durchesser formen. Die Teigrollen ca. 1 Stunde in den Kühlschrank stellen. Den Backofen auf 180 Grad (Umluft 160 Grad) vorheizen. Die Teigrollen in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden, daraus mit den Händen Hörnchen à ca. 5 cm Länge formen. Auf mit Backpapier belegten Backblechen ca. 12 Minuten zarbraun backen und aus dem Ofen nehmen. Den restlichen Vanillezucker mit dem Zucker und dem restlichen Puderzucker mischen. Die Vanillekipferln noch heiß in der Zuckermischung wenden und auskühlen lassen.
Extra-Tipp: Die gebackenen Vanillekipferl sind sehr mürbe. Deshalb die Plätzchen vorsichtig im Zucker wälzen, damit sie nicht zerbrechen. Den Zucker zum Wälzen können Sie nach Belieben variieren: Mischen Sie etwas Lebkuchengewürz, gemahlenen Zimt, Koriander oder zerstoßener Kardamom unter die Zuckermischung. Die Plätzchen verlaufen während des Backens leicht, die Hörnchen deshalb mit Abstand zueinander auf die Backbleche legen. Die Vanillekipferln am besten in einer Dose zwischen Lagen von Pergament- oder Backpapier legen.
Meister der Klinge
Davon träumen nicht nur kleine Jungs, sondern auch mein Liebster: Fechten wie „Prinz Eisenherz“. Darum kommt hier mein (wahrscheinlich) letzter Geschenk-Tipp vor den Weihnachtsfeiertage. Allerdings darf mein Mann dieses "Präsent" nicht an Heiligabend auspacken, sondern als Schütze-Geborener 13 Tage vorher. Mit seinem Gutschein kann er sich dann drei Monate lang von Ingo Litschka vom „Fecht-Hut“ die Kunst des Schwertkampfes vermitteln lassen. Allen Neulingen macht der Meister der Klinge aber gleich von Anfang an klar: „Filmszenen wie bei ,Prinz Eisenherz‘ oder den ,Drei Musketieren‘ könnt ihr gleich vergessen.“
Ingo Litschka ist das, was man gemeinhin einen Kerl wie einen Baum nennt. Groß, kräftig und breitschultrig steht er da und lässt den Kellerraum noch beengter wirken, in dem er seine Schüler tainiert. Nötig hätte er das imposante Langschwert wahrlich nicht, um Eindruck bei diese zu schinden. Es genügt schon, dass diese den Kopf in den Nacken legen müssen, wollen sie den Ausführungen ihres Meister folgen. Der 45-jährige Pforzheimer hat sich dem historischen Fechten verschrieben und vermittelt diese Jahrhunderte alte Fertigkeit in einen kleinen Kreis Eingeweihter.
Mit Schwert, Buckler, Messer, Dolch, Mordaxt, Rapier und Stock bringt er Jugendlichen und Erwachsenen diesen faszinierenden europäischen Sport näher. Im Einzelunterricht, aber auch in kleinen Gruppen mit maximal vier Personen zeigt er, dass es um Technik, Offenheit und Flexibilität geht, nicht ums bloße
"Dreschen“. Wer sich als Kind für die rasanten Kampfszenen in Kino- und Fernsehfilmen begeisterte, muss bei Litschka nun Abschied nehmen von idealisierten Vorstellungen über das Mittelalter. „Die in Filmen dargestellten Fechtszenen kann man gleich vergessen“, sagt Litschka. „Auch die im Sportfechten herrschende Disziplin. Im Mittelalter ging es schlichtweg ums eigene Überleben, nicht darum, Punkte zu machen.“
Litschka, ganz in Schwarz mit einem verwegen um den Kopf geschlungenen Kopftuch, fängt mit seinen Schülern damit an, „womit auch die Knappen begonnen haben“. Mit gepolsterten Scheibendolchen, die engsten Körperkontakt von Mann zu Mann erfordern. „Man könnte es auch Rumbubeln nennt“, grinst der Hüne.
Für die Übungsstunden verwendet er Waffen aus Aluminium. „Die werden nicht so schnell schartig.“ Mancher Zweikampf sieht eher nach Ringen und Boxen denn nach Fechten aus. „Aber das passt schon. Schließlich hat sich aus dem Ringen das Fechten und aus dem Fechten das Boxen entwickelt.“ Der Weg zum gekonnten Umgang mit dem geschmiedeten Stahl ist weit. Um beim Gegner einen – ursprünglich im Ernstfall tödlichen – Stich zu landen, ist eine ungeheure Vielfalt an gezielten Körper- und Hiebbewegungen, Konzentration und gleichzeitig flexiblen Geist nötig. „Etwa sieben Jahre lang dauerte die Ausbildung eines Ritteranwärters“, weiß der Inhaber der Fecht-Schule an der Arlingerstraße.Unaufgeregt und aufmunternd weckt Litschka das Grundverständnis seiner „Knappen“ für die einzelnen Waffen. Dabei lässt er viel Fachwissen um den historischen Kontext des Fechtens einfließen. So erfahren die Teilnehmer, dass Redensarten wie „auf der Hut sein“ und „jemanden auf dem falschen Fuß erwischen“ aus der Fechtsprache stammen. Immer wieder baut er Brücken zu anderen, auch asiatischen Kampf- und Fechtsystemen, so dass das Training besonders für Kampfsportler und Fechter äußerst interessant und aufschlussreich ist.
Sobald Ingo Litschka mjt einem seiner Aspiranten in Clinch geht, wirkt der Schwertkampf wie ein durchchoreografierter Tanz. Doch der Lehrer ist nicht übermächtig. Manch einer der Schüler landet hin und wieder sogar einen trefflichen Hieb, was Litschka überrascht und auch freut. Mit Lob wird dann nicht gespart.
Das historische Fechten ist ein „Allkampfsystem“ mit unterschiedlich bewaffneten und unbewaffneten Techniken. Selbst das Werfen eines Hutes, um den Gegner zu blenden, das Treten auf den Fuß oder das Schlagen mit dem Knauf eines Schwertes sind erlaubt. „Auch der Daumen im Auge ist noch gentlemanlike“, schmunzelt Litschka. „Eine Etage tiefer dagegen ist verpönt.“
Bücher und Schriften zur Fecht- und Kampfkunst von verschiedenen Fechtmeistern gibt es bereits seit dem 13. Jahrhundert. Das historische Fechten umfasst somit gut 500 Jahre europäische Geschichte. Verdrängt wurde der klassische Mann-zu-Mann-Kampf, bei dem Kraft, Geschick und Können zählten, von Schwarzpulver-Waffen, die sich immer mehr verbreiteten. Nachdem im 19. Jahrhundert das historische Fechten bei den aufgeklärten Bürgern nicht mehr en vogue war, erlebt es mit begeisterten Kämpfern wie Ingo Litschka eine Renaissance. Mittels historischer Quellen in Form von Schriften und Büchern wird die ursprüngliche Kampfkunst rekonstruiert.
Der Pforzheimer kam vor zehn Jahren durch einen Fantasyfilm zum Fechten. „Was die machen, kann ich doch auch, dachte ich damals“, erzählt der 45-Jährige. Er ging auf die Suche nach den Wurzeln und der Substanz dieser Kampfkunst. Einen „sehr geduldigen“ Lehrmeister und Mentor fand er in Walter Neubauer von „Ochs München“, einem Verein für historisches Fechten. Das westliche Kampfsystem ist reichhaltiger und effizienter, als ich dachte“, stellte der Recke bei seiner Suche fest. „Vor allem war ich nicht auf die Fülle an Techniken, Tricks und Waffen gefasst.“ Mit den passenden Trainingswaffen wird er von Walter Neubauer aus Bayreuth beliefert. Der Schwertkünstler kämpft nicht nur, sondern stellt auch die schlagkräftigen Requisten her, mit denen er die heimischen sowie die Salzburger Festspiele versorgt.
Wenn Litschka nicht das Schwert schwingt, dann den Pinsel. Auch ein edler Recke muss seine Brötchen verdienen. So absolvierte er – nach dem Studium der Theologie in Stuttgart sowie der Philosophie in Karlsruhe – ein Fernstudium in Malerei und Grafik. Seither arbeitet der Pforzheimer als freischaffender Künstler. Er stellt konstruktivistische Arbeiten her, die sich mit Schatten beschäftigen und damit spielen. Vor zwei Jahr war er beispielsweise auf der Karlsruher Kunstmesse vertreten. Neben der Entwicklung seiner freien Kunst arbeitet Litschka auch am Aufbau seiner Fechtschule „Fecht-Hut“. So ist er zurzeit auf der Suche nach einem größeren Übungsraum. „Allerdings hat der enge Keller den Vorteil, dass die Schüler nicht nach hinten oder seitlich ausweichen können, sondern dem Gegner auf die Pelle rücken müssen“, sagt er. Auch eine Showgruppe mit den Fecht-Kollegen Michael Ramus und Winnie Engber könne er sich vorstellen. Immer häufiger werden ihre Fähigkeiten für Events oder auch Werbefilme nachgefragt. „Das wachsende Interesse übertrifft alle meine Erwartungen“, freut sich der Hüne. Und lässt für einen kurzen Moment erkennen, dass auch ein Kerl wie ein Baum seinen weichen Kern hat.
Alle Fotos von Bettina Thieme
Herr der Schlinge
Was schenke ich meinen Lieben? Alle Jahre wieder stehe (wahrscheinlich nicht nur) ich vor dieser Frage. Spätestens wenn das erste Kerzlein auf dem Adventskranz blinkt. Doch seit ich auf die Herrin der Ringe gestoßen bin, kann ich (mir) eine Antwort darauf geben - mit schönen und ungewöhnlichen Dingen, die sonst keiner hat. Bei diesen Geschenken kann ich sicher sein, dass es sich um Unikate handelt, die sonst niemand hat. Ein bisschen Exklusivität darf es schon sein (hüstel), meine Damen, oder war meint ihr?
Heute erzähle ich euch erstmal ein wunderschönes Märchen. Es beginnt folgendermaßen:
Es war einmal ein Handtuch...
Damit fängt auch Andreas Linzners Geschichte an. Der Modedesigner beglückt mit seiner Idee nicht nur schwäbische Sparheimer. Alle, die immer noch mit ihrem Badetuch aus Kinderzeiten kuscheln, können das jetzt offiziell tun. Andreas macht aus altem Frottee Elefanten oder Hasen oder Giraffen oder Pokale oder Adventskränze… Wie viele Frotteehandtücher den vergangenen 14 Jahre durch seine Hände gegangen sind, kann er nicht sagen. Auf ein Jahr gerechnet kommt er auf 100 Kilogramm an Stoff.
Der Elefant ist der absolute Renner bei den Kindern. Wie oft Andreas Linzner einen abgeknudelten Rüsselträger wieder reparieren musste, kann er gar nicht zählen. „Ich sage zu den Kindern, lieber weniger drücken und mehr anschauen.“ Für den alltäglichen Gebrauch oder den erwachseneren Geschmack gibt es Gegenständen wie Wärmflasche, Schlüsselanhänger oder Badvorleger mit Sprüchen darauf. Selbst Frottee bezogene Postkarten für Herz erwärmende Grüße sind zu haben.
Der 45-jährige arbeitet mit ausgewählten Recyclinghöfen zusammen. Die schicken ihm kartonweise Handtücher, Gardinen und Bademäntel im spießigen 50er- oder schrägen 70er Jahre-Dessin. Immer wenn eine Lieferung kommt, ist „es wie Weihnachten für mich“, schmunzelt der Designer. In der Werkstatt stapeln sich die Stoffe meterhoch, und die Nähmaschine surrt, damit der Nachschub im Laden nicht ausgeht. Das wohlige Material schmückt in seiner Werkstatt Wände und Tische, man fühlt sich irgendwie beim Rausgehen wie nach einem ausgiebigen Schaumbad. Nur hat man davon mehr.
In Hamburg hat der gebürtige Wuppertaler – nach Lehr- und Wanderjahren in Pforzheim und Nürnberg und einem dritten Platz beim Burda-Nähwettbewerb (mit 18 Jahren) – ein Atelier bezogen. Dort findet man so ziemlich alles aus dem Schlingengewebe, das jeder von uns kennt. Linzner selber liebt den Stoff so sehr, dass er sich mehrmals im Jahr auf Spurensuche nach dessen historischen Wurzeln in die Türkei begibt. 900 Handtücher, die „garantiert nicht zerschnitten werden“, hat er mittlerweile gesammelt. Diese will er in den nächsten zwei Jahren in einer Ausstellung präsentieren. Die Farben und Muster der 60er- und 70er-Jahre liebt der Retro-Fan am meisten. „So etwas findet man heute gar nicht mehr.“
Selbst in Los Angeles, London, Kopenhagen und Zürich lieben die Kunden die Flauschtieren. Von Top-Designer Paul Smith gab's schon eine Karte mit einem herzlichen Dankeschön. Auch Nachwuchs-Komiker, die sich alljährlich im Januar dem HH-Frottee-Comedy-Wettbewerb stellen, sind ganz vernarrt in den bunten Stoff. Als Preis winkt ein von Andreas Linzner selbst genähter Pokal aus – na, was wohl – Frottee.
Übrigens: 2006 hat Cindy aus Marzahn die Trophäe gewonnen. (Vielleicht rührt daher ihre Vorliebe für pinkfarbene Badezimmer-Auslegeware?)
Fotos von Andreas Linzner