Wir haben als Kinder doch alle ständig »Hände waschen vor dem Essen!« oder »Hand vor dem Mund beim Niesen!« zu hören bekommen. Mehr oder weniger hält man sich nun als Erwachsener an diese Regeln. Reicht das nicht als Schutz gegen Krankheitserreger aus?
»Wasser und Seife alleine können gegen Keime nichts ausrichten, nur Alkohol hilft wirklich«, sagt Dieter Auer, ärztlicher Leiter der zentralen Klinikhygiene am Ortenau-Klinikum. Den Verantwortlichen der Kehler Einrichtung geht es beim Aktionstag "Saubere Hände" in erster Linie auch nicht ums richtige Händewaschen, sondern um das fachgerechte Desinfizieren. Denn jedes Jahr sterben mehr als 15 000 Menschen bundesweit an multiresistenten Keimen.
Viel Stress, wenig Zeit
Sie haben sich die Keime zum Teil ausgerechnet dort eingefangen, wo sie gesund werden sollten: im Krankenhaus – eine der Ursachen: das Personal desinfiziert sich zu wenig die Hände. »Oft sind Stress und Zeitmangel daran schuld«, weiß Dieter Auer. »Wir wollen, dass das Desinfizieren zum Automatismus bei unseren Ärzten und Pflegekräften wird.« Stefan Hambrecht, Chefarzt der Inneren Medizin, ergänzt: »Vor zehn Jahren war das Thema Handhygiene noch nicht so präsent wie heute. Aber die multiresistenen Keime sind allmählich auf dem Vormarsch, gerade in Uni-Kliniken.«
An einem der Infostände steht ein Wäschekorb großer blauer Kasten. In den können Interessierte ihre Hände stecken, wenn sie sie mit einem entsprechenden alkoholhaltigen Mittel desinfiziert haben. »Funktioniert wie in der Disco mit Schwarzlicht«, schmunzelt Hygienefachkraft Esther Bichel.
Ich reibe mir zuerst die Hände. Mindestens drei Milliliter der Lösung beziehungsweise drei Hebelzüge aus dem Spender sollten es schon sein, was ich auf meiner Haut verreibe. »Jetzt verteilen Sie die Flüssigkeit 30 Sekunden lang gründlich«, verlangt Bichel. Dann stecke ich die Linke und Rechte in den Kasten.
Da – am rechten Daumen, wo der Ring steckt, am linken kleinen Finger und Handrücken – schwarze Flecken. Dabei war ich mir meiner Sache so sicher. Markus Herrel von der Arbeitssicherheit misst an einem anderen Tisch mein Hautfett. Der Wert ist natürlich sehr niedrig so kurz nach der Alkoholbehandlung. Also gibt mir der Sicherheitsingenieur etwas zum Rückfetten. Bingo, 65 lautet jetzt die Messzahl. »Das ist sehr gut«, lobt mich der Fachmann. Liegt wahrscheinlich an der Hautcreme, die ich vor dem Krankenhausbesuch benutzt habe.
Angegriffene Haut
Das ist das Stichwort: Malte Schmidt von der Firma Ecolab stellt nicht nur die entsprechenden Produkte zur Hautpflege vor, er packt mir auch noch eine Tube Lotion und eine Desinfektionslösung für zu Hause ein.
Béatrice Schön von der Zentralapotheke Offenburg zeigt mir diverse Mittel für alle möglichen Hauttypen. »Nicht jeder verträgt es, sich 30-mal am Tag die Hände mit einer Alkohollösung zu reinigen.« Kein Wunder, dass Hautallergien Hauptursache für viele Berufskrankheiten sind. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Zahlen der WHO: Unsere Hände kommen jeden Tag mit den unterschiedlichsten Gegenständen in Berührung und damit auch mit Viren. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge werden bis zu 80 Prozent aller Infektionskrankheiten über die Hände übertragen. Bei Grippe- und Erkältungsviren liegt der Anteil sogar bei 90 Prozent. Deshalb ist die Hygiene unserer Greifinstrumente besonders wichtig. Regelmäßiges Waschen vor dem Kochen, Essen und nach der Toilette kommt im Alltag daher eine große Bedeutung zu.