Herrin der Ringe

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Blindes Bambi statt Kuh: Diese Frau hat den Schalk im Nacken und Spaß an ausgefallenem Schmuck. Das Reh stammt übrigens auch aus der Werkstatt der Schmuck-Designerin Sabine Ring-Kirschler.
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Mit oder ohne Kalt-Emaill: Silberringe von hohem Anspruch.
Ein Armband mit einem ausgefallenen, an ein Mieder erinnernden Charm brachte viel Lob und mich auf die Spur einer besonderen Frau. Nach kurzer Facebook-Recherche und Googlen ist bald klar, die Frau, aus deren Werkstatt das schöne Stück ist, will ich kennenlernen. Da trifft es sich prima, dass Sabine Ring-Kirschler nur eine Querstraße von mir entfernt ihr Atelier ringbyring hat. Die gebürtige Pforzheimer, die sich langsam, aber sicher auch in der regionalen Kunstszene einen Namen macht, ist gerne zu einem Treffen bereit.
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Bombastisches, was ans Herz geht.
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Herz-Anhänger "flow" gibt es in großen und kleinen Ausführungen.
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Armband, das einer Amazonenprinzessin würdig ist.
Ein graues, verhuschtes Mäuschen darf man nicht sein, will man etwas aus Sabines Kollektion tragen. Dieser Schmuck verlangt nach starken Trägerinnen. "Alphaweibchen, Amazonenprinzessinen " nennt Sabine diese Frauen, "die das Hirn offen haben". Passenderweise tragen die Serien auch Namen wie "Aphrodite", "Undine" oder "Windsbräute", sogar ein "Samurai" ist darunter. Aber allen Stücken ist gemein: sie kommen nicht dezent, fast versteckt daher. Sie forderen Aufmerksamkeit, aber nicht schreiend mit viel Blingbling und Chichi. Haben sie nicht nötig. Sie sind einfach existent, geben wortlos Statements ab. Wie ein Mensch, der allein durch seine Persönlichkeit alle Blicke auf sich zieht.
 
Auch Sabine ist ein Mensch mit Charisma. Seit 35 Jahren schlägt ihr Herz für schöne Dinge. Für Objekte, die das Leben und seine Trägerin schöner machen. Das lässt sich nicht besser ausdrücken als in Gold und Silber, ist die quirlige Frau überzeugt. Da lage es natürlich nahe, eine Ausbildung als Goldschmiedin zu machen. Leidenschaftlich erzählt sie, wie jedes einzelne Exemplar entstanden ist. Diese Leidenschaft spürt man in jeder ihrer Kreationen. Ihre Inspiration zieht sie aus dem genauen Beobachten der Natur, von Lebewesen. So findet man durchaus Baumrinde, Schnecke oder Liebesgedicht auf so manchem Ring oder Anhänger wieder. Ihr Vater habe sie gelehrt, genau hinzusehen bei Spaziergängen, erzählt die Designerin, die Ihre Werkstatt als "One-Woman-Show" betreibt.
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Die ersten Entwürfe scribbelt Sabine Ring-Kirschler von Hand auf Papier.
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Der Wachsrohling, Anguss genannt, wird in Gips gebettet. Wenn dieser ausgehärtet ist, wird er erwärmt, damit das Wachs rausfließt. In die dadurch entstehende Hohlform wird das Edelmetall reingegossen.
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Diese Gummiformen braucht der Schmuck-Designer, um den Anguss überhaupt erst fertigen zu können.
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Letzter Schliff: Fragiles Werkzeug für feinste Detailarbeiten.
Erste Entwürfe etwa für einen Ring scribbelt sie auf Papier, setzt diese dann dreidimensional in Wachsmodelle um. Diese Rohlings beschnitzt Sabine so lange, bis sie ihrem Anspruch genügen. Anschließend wird das Modell in eine Gummiform gegossen. Mit Hilfe des dabei entstehenden Abdrucks entsteht dabei der entsprechenden Anguss. Dieses hängt die Künstlerin an einen so genannten Wachsbaum. Dieser wird mit einem Spezialgips eingegossen und wandert dann in den Ofen, um das Wachs darin auszuschmelzen. Übrig bleibt am Ende nur noch die Hohlformen des ursprünglichen Wachsbaums. Im Hochdruckverfahren und mittels Zentrifugalkraft spritzt Sabine die hohle Form mit einem Edelmetal wie Gold oder Silber aus. Ist die Form endlich abgekühlt, wird sie zerstört, und Sabine löst die im Rohzustand befindlichen Ringe aus. Diese bekommen vom Profi noch den entsprechenden Feinschliff. verpasst. Sabine verleiht den "fishing for compliments" oder "Soulfood"-Kollektionen mittels Laser poetische Inschriften, feilt an der "Plisse"-Reihe die entsprechenden Falten naturalistischer aus, veredelt die "Silberschätze" mit Kaltemaill oder Lack. Manchem Ring gibt sie noch ein gewisses I-Tüpfelchen in Form eines hochwertigen Steins mit.
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Seit acht Jahren entwirft die pfiffige Künstlerin auch Schmuck für die Wand.
"Es ist echt spannend, wieder mal meine älteren Kollektionen zu sehen", stellt Sabine fest, nachdem sie mit mir die Schaukästen durchgegangen ist. "Bei vielen fällt mir wieder ein, was mir damals durch den Kopf gegangen ist. Eine Zeitreise von 20 Jahren durch die verschiedenen Schaffensperioden könnte man es nennen. Eine dieser Perioden entstanden aus einer persönlichen Krise vor acht Jahren hat sie wieder mehr zur Kunst geführt. "Ich hatte damals viel Zeit, mich mit mir selbst zu beschäftigen", erzählt Sabine, die an der hiesigen Hochschule Kunst studiert hat. Inzwischen ist diese Episode überwunden, geblieben sind die Bilder und Skulpturen, die Sabine 2013 im Volksbankhaus gezeigt hat. Auch für 2015 ist wieder eine Ausstellung geplant. Bei Oliver von Zepelin. "Einem ganz alten Freund. Den genauen Termin sag ich dir, wenn es soweit ist", sagt sie und lacht.

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