Die Fashion Week in Berlin muss sich langsam warm anziehen, die Modenschauen der Hochschule Pforzheim stehen ihr in Sachen Kreativität und Innovation in nichts nach. Aufgrund des großen Andrangs an Zuschauer ließen die Mode-Studenten ihre Models insgesamt sechs Mal am Freitag und Samstag über den improvisierten Catwalk in der Aula der Hochschule in der Holzgartenstraße laufen.
Erstmals begleitet mit Live-Musik des Percussion-Ensembles der Stuttgarter Musikhochschule gaben die Studenten Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen. Ob Kultstoff Denim, Aufbruch 1914 oder Goethe-Klassiker – die Studierenden mussten zu den vorgegebenen Themen spezielle Looks entwerfen. Dabei entstand beispielsweise im vierten Semester unter dem Motto „Future Classics“ eine moderne, sportliche Version der Verschleierung durch die Burka – eine Kreation für die moderne, gläubige Muslima von morgen. Auch eine Art Conchita Wurst mit fezartigem Kopfputz und Schleier setzte das Thema Verschleierung mit einem ironischen Augenzwinkern um.
Das dritte Semester nahm den Ersten Weltkrieg als Ausgangspunkt, sich mit Uniformen und militärischer Ausrüstung zu beschäftigen und deren Einflüsse auf die Mode unserer Zeit zu untersuchen. Dabei durften die Gasmaske und der Tornister in modifizierter Form natürlich nicht fehlen.
Rund die Hälfte aller Designs waren für Männer entworfen, was sicherlich kein Zufall ist, da der Studiengang Mode die Gestaltung der Männerkollektion als festen Bestandteil der Designerausbildung seit Jahren praktiziert. Dadurch können sich Pforzheimer Absolventen erfolgreicher als die zahlreiche Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt behaupten.
Was bei allen Projekten entstanden ist, sind wagemutige Kreationen, außergewöhnliche Kollektionen und eventuell sogar neue Trends für die kommenden Jahre. Nicht unbedingt immer alltagstauglich, aber auf jeden Fall sehr kreativ.
Teilweise waren sehr gradlinige, schnörkellose Entwürfe darunter, andere wieder wirkten sehr voluminös und nicht von dieser Welt, manche Outfits hätten von der Originalität den Figuren aus der Serie„Game of Thrones“ zu Ehren gereicht. An Farben herrschten Weiß, Schwarz und Grau in allen möglichen Schattierungen vor - aufgelockert von einigen Pink-, Blau- und Kupfertönen, die vereinzelt gezeigten Batiktechniken oder Tierabstraktionen sorgten für spannende Abwechslung. Transparente Ober- und Unterteile sowie raffinierte, transparente Einsätze waren weiterhin angesagt, Kunststoff in außergewöhnlicher Verarbeitung und auch kunstvolle Faltenwürfe und Drapierungen beeindruckten die Zuschauer.
Beim Projekt „Konflikt“ des sechsten Semesters ging es darum, eine individuelle Marke mit Langfristigkeitscharakter zu entwerfen. Obwohl der Widerspruch zwischen Materialien, Farben, Volumina und Stillwelten zu ganz ungewöhnlichen und spannenden Aussagen führte, könnte ein Großteil der Entwürfe gut eins zu eins in den Luxus-Bekleidungsgeschäften hängen. Eine andere Gruppe spielte und experimentierte mit dem Kultmaterial „Denim“ und nahm sich dabei jede Freiheit. Die daraus resultierenden Druck und Kollektionen sorgten für einige Wow-Effekte.
Wenn die Mode der kommenden Jahre so ausfallen werden, dürfen wir sehr darauf gespannt sein, was die Zukunft uns bringt.
LaLola
Manche Outfits wirken richtig gruselig. Vielleicht liegt's daran, dass die Models keine Miene verziehen. Ich sag da nur: "Willkommen in der schönen, neuen Welt!" Obwohl, wenn ich mir die Bilder nochmal anschaue, könnte ich mich mit dem rotweis gemusterten Kleid schon anfreunden.