Und? Sieht man's? Nicht! Oder nur ein bisschen? Umso besser. So schmeckt mir Werbung - schlicht, einfach und geschmackvoll. Die kommt nicht wie ein Holzhammer daher, der dir gnadenlos die nicht willkommene Botschaft in den Schädel rammt.
Neulich bei meinem Berater der Krankenkasse. Als er mein Formular überfliegt, liest er mein Geburtsdatum. Freudenstrahlend springt er auf, schwenkt mir überschwenglich die Hand und entschwindet den Gang lang außer Sichtweite. Hmm, was ist denn jetzt los?, denke ich, als er wieder um die Ecke biegt und mir einen kleinen Karton in die Hand drückt. Anlässlich meines Geburtstages freue er sich, mir dieses kleine Präsent überreichen zu dürfen. Wäre schön, wenn ich damit auch ein bisschen Werbung für die Krankenkasse machen könnte.
Oje, bitte nicht! Wahrscheinlich prangen auf weißem Grund die beiden Buchstaben des Unternehmens. Aber ich bin ja ein höflicher Mensch und schweige. Draußen vor der Tür werfe ich einen kurzen Blick auf die Schachtel. Immerhin, das Päckchen kommt von Kahla. Das Geschirr der Porzellanfirma mag ich eigentlich gerne. Aber als Werbeträger - das kann doch nur Mist sein.
Ich beschließe, mit dem Öffnen der Schachtel bis nach Hause zu warten. Dann kann ich möglicherweise das Corpus delicti gleich in die Tonne kicken, wenn sich meine Befürchtungen bewahrheiten.
Tja, was soll ich sagen: Ich mache den Deckel auf, hole eine Porzellan-Tasse heraus, deren Form mich optisch sehr anspricht und sehe - NICHTS! Keine Buchstaben, kein Logo - gibt's doch nicht. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich dort, wo die Lippen den Rand berühren, angedeutet ein T und ein K. Das sieht richtig niedlich aus, beim Drüberstreichen mit dem Daumen könne es auch als Brailleschrift für Blinde durchgehen.
Ich bin begeistert. Geht doch. Meine Trinkbecher-Sammlung freut's. Eine Pott mehr für den Morgenkaffee...