Landfrauen backen Weihnachtsplätzchen

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Die Kirchzartener Landfrauen backen Weihnachtsplätzchen, und ich darf den fleißigen Bäckerin dabei zuschauen. Als ich die Küche der Kirchzartener Realschule betrete, duftet es schon verführerisch nach Zimt, Schokolade und Vanille. In großen Mengen stehen Zucker, Mandeln und Johannisbeermarmelade auf langen Arbeitstischen bereit. Einmal im Jahr machen die Landfrauen aus der Schulküche eine Weihnachtsbäckerei, um für den Adventsmarkt Plätzchen zu backen. Mit dem Erlös gönnen sich die Hobby-Bäckerinnen Ausflüge, unterstützen aber auch gemeinnützige Organisationen wie die Freiburger Tafel, eine Bürgerstiftung oder die Gehörlosenschule.


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Getreu ihres Vereinslogos – den Bienen – wummseln die Frauen bereits durch die Küche. Ich darf die Damen mit Stift und Fotoapparat dabegleiten. Und das Schönste ist: Ich darf nicht nur nach Herzenslust naschen, ich bekomme auch noch die besten Rezepte verraten. Und diese werde ich in den kommenden Tagen an Euch weitergeben.
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Ob nussig, schokoladig oder fruchtig - jeder Bäuerin schwört auf ihre teilweise uralten, überlieferten Geheimrezepturen! Die Frauen haben die Sorten ausgesucht, welche bei ihren eigenen Familien und Freunden der Dauerbrenner sind: Springerle, Zimtsterne, Hildabrötle, Buttergebäck, Wickele, Rumherzen, Husarenkrapfen und Kleiebrötle. Das kann der Kundschaft nur recht sein. Bis nach Freiburg hat es sich längst rumgesprochen: „In Kirchzarten gibt es das beste Gebäck nach traditioneller Art“, weiß Klara Spiegelhalter, die Chefin der Landfrauen. Viele Gäste besuchen den Adventsmarkt nur wegen der Plätzchen und decken sich komplett für die Weihnachtszeit damit ein.
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Wo Frauen sind, da ist auch Tratsch
Anfangs vor über 20 Jahren hat jede der Frauen noch alleine in der heimischen Küche gewerkelt. „Doch auf Dauer war das ziemlich langweilig“, erzählt Klara Spiegelhalter. „Wir habe daher beschlossen gemeinsam zu backen. Das macht einfach mehr Spaß.“ Seither Jahren treffen sich die Frauen in der Schulküche. Dann sind Haus und Hof versorgt, Mann, Kinder und Tiere verköstigt. Dann bleiben endlich Zeit und Muse, die neuesten Informationen auszutauschen. Dann heißt es: „Weißt Du schon...?“ Dann wird viel gelacht und natürlich auch gelästert.
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Um die Schaffenskraft von 20 gestandenen Bäuerinnen richtig zu organisieren, bedarf es aufwendiger logistischer Planung. Klara sorgt dafür, dass die jährlichen Treffs nicht in Chaos ausarten. Sie teilt die Teilnehmerinnen in verschiedene Gruppen ein. Mehrere Frauen bereiten die verschiedenen Teige am Vortag bei sich daheim zu. Rund 400 Eier, 65 Kilogramm Mehl, 110 Päckchen Zucker und 35 Kilogramm Butter werden so verarbeitet. In der Schulküche rollen ein paar der Bäckerinnen die Teige aus, eine weitere Gruppe formt Sterne und Tannenbäume. An einer anderen Station werden auf die Butterbrötle Haselnussmasse aufgetragen oder die „Füße“ der Wickele in heiße Schokolade getaucht.
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Manch eine der Damen ist mit roten Bäckchen und wirren Haar zu Gange. So wie Erika Steffi. Mit 82 Jahren ist sie die älteste der Truppe und rollt den Zimtsterne-Teig aus. „Ich lege Frischhaltefolie darüber, dann bleibt er nicht am Nudelholz kleben“, verrät sie verschmitzt lächelnd einen Trick ihrer Oma.
Olga Kogler-Zink, die Vizevorsitzende, beaufsichtig die fünf Backöfen. Im 15-Minuten-Takt versorgt sie Streicharbeitenden mit dampfend aus der Röhre gezogenen Keksböden. Die sechs Frauen löffeln erst Marmelade auf die eine Hälfte der Hildabrötchen und lackieren anschließend die andere Hälfte mit Zuckerguss.
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Stunde um Stunde füllen sich so die Kartons mit dem Selbstgemachten. Allein von den Hildabrötchen werden 2157 Stück gebacken, wie Erika akribisch mitzählt. Kurz vor 22 Uhr gibt Klara das Zeichen zum Aufbruch. Schnell versetzen die Frauen die Küche wieder in ihren ordnungsgemäßen Zustand, bevor der Hausmeister das Licht löscht.
Klara verstaut die Schachteln in ihren Kombi. Bei der Vorsitzenden der Landfrauen werden die Backwaren bis zum Verkauf gelagert. Traditionell am Montag vor dem Adventsmarkt trifft sich die Vereinsspitze. Dann verpacken Vorstand, Vize, Schriftführerin und Kassiererin die Kekse, so dass in jeder Tüte eine Auswahl der verschiedenen Sorten kommt. Eine weitere Clique kümmert sich um den Bretterstand, der von der Jungfeuerwehr gestellt wird. Verhüllen die rohen Balken mit rotem, sternendurchwirkten Samtstoff, hängen Girlanden aus Tannenreisig und Sterne aus Goldfolie auf.

Gehen weg wie warme Semmeln
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Am Freitag um 14 Uhr beginnt der Markt und damit auch der Verkauf der Plätzchen für den guten Zweck. Wer sich mit den selbst gebackenen Leckereien eindecken möchte, sollte früh an den Stand der Kirchzartener Landfrauen kommen. Denn in den vergangenen Jahren waren die gut 1300 Päckchen, die die Gruppe gebacken hatte, bereits am Samstag restlos ausverkauft.

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