Wenn Essen glücklich macht…

IMG_2250
IMG_2346

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brot ist ja ein so dankbares Recycling-Objekt. Das hat Evelin Pfanstiel vom Restaurant „La Cuisinette“ am Samstagabend unter dem Motto „Biss zum Abendbrot – Das Beste: Reste!“ bewiesen. Zusammen mit Petra Schad-Vollmer vom Amt für Umweltschutz hat die gelernte Hotelfachfrau diesen speziellen Kochkurs im Rahmen des Programms „Pforzheims Grünes Gold“ initiiert, um auf das Problem von weggeworfenen Lebensmitteln, die zu schade für die Tonne sind, aufmerksam zu machen.
Acht Auserwählte, teilnehmen nur nach vorheriger Anmeldung erlaubt, drängeln sich in der kleinen Küche des „La Cuisinette“. Normalerweise ist der zum Restaurant hin offene Raum mit Herd, Kitchen aid und Spülmaschine allein Evelin Pfanstiels Reich. Diesmal macht die gebürtige Thüringerin eine Ausnahme. Bequem an den Tisch setzen und darauf warten, dass serviert wird, kommt heute nicht in Frage. Bei der Topfkünstlerin muss jeder mit anpacken. Reste verwerten auf hohem Niveau funktioniert am besten durch selbst Hand anlegen. Was Schad-Vollmer später beim gemeinsamen Essen zur Frage an die Küchenchefin veranlasst: „Haben wir gut für Sie gekocht?“
Beim Sellerie-Apfel-Salat mit gerösteten Haselnüssen lernt die Gruppe, wie eine Mayonnaise aus Milch, Rapsöl – für den nussigen Geschmack, Zitronensaft, Salz und Kurkuma entsteht. Schmeckt als Salat-Dressing super – Eier werden gar nicht vermisst. Martina darf noch kräftig die Pfeffermühle über der geraspelten Gemüse-Apfel-Mischung drehen. Dann greift Joachim herzhaft zu und vermengt Soße und Gemüse mit den bloßen Händen. „Hab’ sie mir gewaschen.“ „Du kannst gerne auch kosten, ob der Salat richtig gewürzt ist“, ermuntert ihn Pfanstiel. Als sich aber alle auf die Schüssel stürzen wollen, muss die Thüringerin bremsen: „Wenn alle kosten, wird der Salat nur überwürzt.“ Während das Grünzeug noch etwas ziehen muss, trocknen im Backofen acht Scheiben altbackenes Mehrkornbrot zu Chips vor sich hin. Später bekommen sie noch eine Abreibung mit Knoblauch, bevor sie mit dem Sellerie-Apfel-Mix serviert werden.
Beim Hauptgang trimmen die Kocheleven geviertelte Karottenstreifen mit getrockneten Datteln und Feigen sowie orientalischen Gewürzen auf exotisch. „Harissa ist gut für die Libido“, meint eine Teilnehmerin zum Streugut. Worauf Pfanstiel trocken kommentiert: „Soll ich gleich die ganze Dose reinschütten?“ Anschließend wandert die mit Alufolie abgedeckte Backform mit den Möhren bei geringer Hitze in der Röhre. „So bleiben sie schön saftig. Das ist optimal, wenn Gäste da sind und das Essen sich in die Länge zieht“, rät Pfanstiel
Beim Zubereiten der Weckknöpfle aus altbackenen Mischbrot gehen die Meinungen der gespannt in den Topf Spickenden weit auseinander: „Tauchen sie noch oder schwimmen sie schon?“ Wie gut, dass der Profi das Rätselraten schnell beendet.
Während des Kochens gibt die Köchin, die alle Rezepte selbst entwickelt hat, nicht nur einige Tricks preis, sondern erzählt auch aus ihrem Leben. So erfahren die Anwesenden, dass sich für echte Thüringer Knödel mehlige Kartoffeln am besten eignen. Hin und wieder isst sie gerne ein Stück Fleisch, auch wenn sie ein vegetarisches Restaurant betreibt. „Das hat sich so ergeben, weil es kein entsprechendes Angebot in Pforzheim gibt.“ Und so wurde aus dem ehemals als Feinkosthandel mit Kaffee & Kuchen-Angebot angelegten Laden das „La Cuisinette“, in dem nur frische, regionale und saisonale Produkte auf den Tisch kommen.
Aus Zucker lässt sich leckerer Bröselkrokant fürs Dessert herstellen – vorausgesetzt: man lässt den weißen Kristallen Zeit, sich in Ruhe aufzulösen, bevor man die zähe Masse mit Butter und Kokosflocken durch ständiges Rühren vor dem Anbrennen schützt. „Nur nicht zu lange auf der Herdplatte lassen“, warnt Pfanstiel, „sonst wird das Karamell zu bitter!“ Dann heißt es „unter ständigem Rühren direkt in den Ausguss“, frotzelt Joachim.
Das Geheimnis des süßen Knödels aus altem Weißbrot ist der im Inneren versteckte Himbeertrüffel. Wie dieser da hinein gelangt, auch das zeigt die „La Cuisinette“-Besitzerin. Auf einem Spiegel aus Himbercoulis angerichtet, zerläuft das Innenleben des Knödels zuerst appetitlich beim Halbieren, bevor die Bissen auf der Zunge zergehen. Mmmmhh...!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.